Von Beginn an war sie wieder zu spüren, die echte bayerische Lebensfreude, für die die Lindenthaler seit über 100 Jahren stehen. „Lacha, Musi, Maibock“ war der Titel der ersten öffentlichen Veranstaltung nach zwei Jahren Pandemie, ein kulturell ausgehungertes Publikum sorgte für einen vollen Saal und wurde ob der Erwartungen nicht enttäuscht. Die Unterholzner Grachalsümpfoniker stellten schon vor dem offiziellen Beginn den Schalter auf Fröhlichkeit. Mit Akkordeon, Klarinette, Tuba, Basstrompete und zwei Flügelhörnern besetzt, begrüßten vier Musiker und eine Musikerin musikalisch virtuos die Gäste, die schon um 19 Uhr Schlange standen, um einen der begehrten Plätze im Vereinsheim-Saal zu ergattern.
Eine bestens trainierte Lindenthaler Plattler- und Tanzgruppe sorgte dann mit dem mitreißenden Langschottisch-Marschplattler und dem ebenso temporeichen Hebertsfeldener Tanz für einen fulminanten Auftakt. Sportlich-kraftvoll die Burschen, elegant-leichtfüßig die Dirndl, zeigten sie während des Abends zur Musik von Ziachspieler Elias Kronthaler noch einige Male ihre Kunst. Beim Sulzbergler-Plattler drehten die Tänzerinnen exakt wie ein Kreisel um die rhythmisch exakt den Kreuzschlag ausführenden Plattler. Lautstark und dynamisch schwangen die Lindenthaler Goaßlschnazer zur Musik von Sabine Gruber ihre Fuhrmannspeitsche und beeindruckten damit die Gäste, unter ihnen Bürgermeisterin Karin Kienböck-Stöger, zweiter Bürgermeister Patrik Maurer, Altbürgermeister Karl Hendlmeier, stellvertretender Landrat Kurt Vallee und zahlreiche Kreis- und Gemeinderäte.
Glänzend aufgelegt war auch das Trio Zwoa & Oans, alias Sabine Riemer sowie Evi und Richard Eder. Stimmlich gut disponiert und passgenau musikalisch begleitet machten sich die drei über allerlei menschliche Schwächen lustig und sorgten damit für einige Lachsalven im Publikum. In den zum Teil selbstgeschriebenen Liedern und Geschichten ging es um Saunabesuche im Vitarium in Bad Birnbach, um Verhaltensweisen zwischen „verliebt, verlobt und verheiratet“ oder um einen schwer erziehbaren Staubsaugerroboter namens Otto. Weiter erfuhr man von „Zwoa & Oans“, dass Reichtum eine reine Einstellungssache ist: „Wer a Geld hat, der geht an Opernball und wer koans hat, ja der tanzt überall“, sangen sie sehr zur Freude des munter mitklatschenden Publikums, bevor sie sich im Stück „Na, na, da ändern wir nix“ dem Thema Veränderungsbereitschaft widmeten.
Last not least durfte natürlich die Domäne nicht fehlen, mit der die Lindenthaler ebenso bekannt wie beliebt sind: das Volkstheater. Im ersten Stück zeigten unter der Leitung von Christine Haas die Nachwuchstalente ihr Potenzial. Ein Brautpaar (Lea Schönhüttl und Leonhard Riemer) überzeugte mit Hilfe eines Hochzeitsgastes (Sophia Riemer) den Pfarrer (Constantin Mauerer), dass es in der heutigen Zeit doch sinnvoller ist, eine Ehe nicht gleich auf Lebenszeit, sondern erstmal probehalber für ein paar Jahre zu schließen. Im zweiten Stück kam ein Eheberater (Josef Fichtner) an seine Grenzen. Das völlig zerstrittene Ehepaar (Ulrike Aigner und Konrad Ochsenbauer) schien komplett therapieresistent zu sein, bis das Thema „Liebesakt“ ins Spiel kam. Der total konsternierte Therapeut musste hören, das dies noch mehrmals am Tag so funktioniere, „dass es dir den Hauptschalter raushaut“. Und da es gerade wieder an der Zeit war, verließ das Paar ohne Behandlung in vollster Harmonie die Praxis.
Am Ende des Abends gab es viele zufriedene Gesichter: Sabine Gruber, die für die Programmgestaltung verantwortlich war, die Mitwirkenden, denen alles sichtlich Spaß gemacht hat, das Publikum, das sich mit viel Applaus bedankte und nicht zuletzt Lindenthaler-Vorstand Konrad Rothlehner, der nach zwei Jahren Zwangspause wieder in einem vollen Vereinsheim-Saal eine Veranstaltung eröffnen konnte.