Er gehört seit vielen Jahren zu den Stunden, die so gut tun, die einen so wertvollen Kontrapunkt setzen in der vorweihnachtlichen Betriebsamkeit: Der Lindenthaler Adventshoagartn. Zum 35. Mal ging er in diesem Jahr über die Bühne und hat in all den Jahren nichts von seinem Zauber eingebüßt.
Klar schwingt in dieser Art von Veranstaltung immer eine gehörige Portion Nostalgie mit, das permanente Gefühl, dass Weihnachten früher besser war, als es heute ist. Sprecherin Eva Schmidhuber bediente selbstredend auch diese Schublade, beklagte die „verkehrte Welt“, in der man zwar immer mehr Lichter zur Weihnachtszeit sehen, aber immer weniger Wärme spüren würde. Doch ihre Art des Vortrages regte zum Nachdenken an, jeder konnte seine Einstellung zum Fest reflektieren. „Weihnachten geschieht“, war die Quintessenz eines ihrer Texte, „egal ob die Fenster geputzt und alle Geschenke gekauft sind“. Der Grund des Festes, die Geburt Jesu, stelle keine Bedingungen, er sei unabhängig von unserem Machen und Tun, erfordere keinen Perfektionismus. Besonders anrührend war ihr Vortrag eines Gedichtes des bekannten, aus Niedernkirchen stammenden Heimatpoeten Ponzauner Wigg (1922-2005), der sprachlich überaus treffend das menschliche Leben mit einem „Kerzal“ verglich. So manchem Sturme trotzend brenne es weiter, verteile ihr Licht, aber Ende bleibe doch nur ein Stückchen Asche. Doch eben auch die Erinnerung: „Hi und da hört ma nach deiner vielleicht: Es war a guats Kerzal, und tapfer hats gleicht! Auch eine Prise Humor durfte bei den verbindenden Lesungen nicht fehlen. Hier gab Schmidhuber die wunderbare Geschichte von der Weihnachtsgans zum Besten, die ihren Hausherren so sehr ans Herz gewachsen ist, dass es am Ende das Blaukraut und die Kartoffelknödel ohne Gänsebraten gab.
Zum gesprochenen Text passte hervorragend das gesungene Wort vom Anzenkirchner Zwoagsang, alias Rosmarie Winichner und Waltraud Hübler. Begleitet von Sabine Riemer an der Zither sangen sie Lieder voller Weihnachtsgefühl und Volksfrömmigkeit, zeichneten Bilder von der verschneiten und verträumten Natur, machten die Verkündigung durch den Engel lebendig und forderten auf, die Herzen weit zu machen. Einen angenehm frischen Kontrast brachte die Äigridschn-Muse. Hier kam die fröhliche Seite von Weihnachten zu ihrem Recht. Gleich zu Beginn begeisterten die Vollblutmusiker mit einem „Boarischen“, mit Witz gespielt, präzise dynamisch ausgestaltet mit harmonisch gebundener Melodieführung. Leonhard Riemer (Flügelhorn), Thomas Nußbaumer (Ventilposaune), Martin Schlosser (Tuba), Roland Moser (Ziach,) Bettina Götz (Harfe) sowie Franziska Gruber (Trompete), die für die erkrankte Kathi Nußbaumer eingesprungen ist, sorgten auch mit einigen sauber intonierten adventlichen Bläserweisen für festliche Momente.
Solistisch beeindruckte einmal mehr Roland Moser auf der steirischen Harmonika. Mehr Gefühl, mehr Melancholie, mehr Raffinesse kann man der Ziach nicht entlocken: Die Melodien herrlich verziert, dynamisch vom strahlenden Fortissimo bis zum zartesten Pianissimo ausgestaltet, den Bass als stabiles Fundament nutzend. Die Lindenthaler Saitenmusi, zwei Gitarren, gezupft von Wolfgang Riemer und Werner Gruber, und eine Zither, virtuos bespielt von Sabine Riemer, überzeugte rhythmisch exakt mit feinen, aber dennoch heiter-beschwingten Tönen. Warme, raumfüllende Klänge sind das Attribut der Hoizbach-Musi. Sabine Gruber an der Ziach und am Hackbrett, Christine Schmidseder ebenso am Hackbrett, Bettina Götz an der Harfe und unterstützt von Werner Gruber am Kontrabass erzählten sie auch ohne Text nur mit ihren Instrumenten von weihnachtlicher Freude, Zuversicht und Geborgenheit.
Über eine Stunde lauschte ein aufmerksames Publikum, darunter Pfarrer Josef Rainer, Bürgermeisterin Karin Kienböck-Stöger, MdB Max Straubinger, stellvertretender Landrat Kurt Vallée sowie Kreis- und Gemeinderat Dr. Franz Lichtnecker den Darbietungen und quittierte sie am Ende mit einem lange anhaltenden, dankbaren Applaus. Verantwortlich für die Programmgestaltung war Lindenthaler-Musikwartin Sabine Riemer, in ein stimmiges Bühnenlicht gerückt wurden die Protagonisten von Jonas Eder. Sabine Gruber, Vorstandsmitglied der Lindenthaler, nutzte zu Beginn die Gelegenheit zum Dank für das zu Ende gehende Vereinsjahr und spannte dabei den Bogen vom überbordenden Kinderfasching, über ein unterhaltsames Theaterbrettl, siegreichen Wertungsplatteln, vielen Auftritten bis hin zur erfolgreichen Theaterproduktion „Brave Sünder“.