Adventshoagartn 2022: Weihnachtliche Vorfreude

Die Rauhnächte mit ihren Sagen über Kobolde, Hexen, und Rauhwuggerl, Episoden über erste Nikolaus-Auftritte, die Nacht von Bethlehem aus dem Blickwinkel des Esels – Petra Hausleitner betrachtete die Vorweihnachtszeit sowohl aus einer volksfrömmelnden als auch aus einer distanziert-humorvollen Perspektive. Ebenso eindrucksvoll wirkten die facettenreichen Geschichten, die virtuose Musiker bei der 34. Auflage des Adventshoagartns der Lindenthaler durch ihre Instrumente zu erzählen verstanden.

„Bettstatt, i tritt di, Thomal, i bitt di, lass mir erscheinen, den Zukünftigen, den meinen!“. Gleich in ihrer ersten Erzählung entführte Sprecherin Petra Hausleitner die Zuhörer in die düsterste aller Rauhnächte, in die Thomasnacht. Dennoch diente sie als „Losnacht“ wie ein Vorläufer von „Elitepartner.de“. Ob die Zauberformel, mit der die ehewilligen Frauen den Heiligen anflehten, oder der im Nachthemd geschüttelte Zwetschgenbaum und das Horchen auf ein Hundegebell eine ähnlich hohe Trefferquote erzielten, wie die heutigen Dating-Portale, bleibt freilich unerforscht. Aber spannend sind sie allemal, Hausleitners Erzählungen von jenen 12 „heiligen Nächten“ um die Wintersonnenwende, die eigentlich heidnischen Ursprungs sind. „Die katholische Kirche hat aus dem Gott Wotan halt den heiligen Thomas gemacht“, wie Hausleitner augenzwinkernd berichtete.

Festliche Vorfreude: Die Lindenthaler Bläser überzeugten die Zuhörer bei ihrem Auftritt mit raumfüllendem Klang
und emotionaler Spielweise.

So unerfüllbar wie manch Heiratswunsch, so herausfordernd sind bisweilen die Erwartungen an den Nikolaus, respektive an seine Darsteller. So erzähle Hausleitner vom Karl, der zum ersten Mal die Bischofslegende für das Nachbarskind geben sollte, freilich nicht ohne pädagogische Mission: Der eklatanten Leseschwäche des Mädchens galt es beizukommen. So wie jeder neue Nikolausdarsteller schnell lernt, wie weit man beim Abschätzen der Ausmaße von Stab und Mitra danebenliegt, so sorgte auch bei Karls Heiligenpremiere das Betreten der nachbarschaftlichen Wohnung für ein komplettes Verrutschen von Bart und Maske. Das so eingetrübte Gesichtsfeld sollte nun auch noch die von den Eltern aufgeschriebene Strafpredigt mit allen möglichen Anglizismen erkennen. Ein deshalb nur noch stammelnder und stotternder Himmelsbote führte unweigerlich zu der Bemerkung des Kindes, der Nikolaus möge doch selber erstmal das Lesen lernen.

Gesungene Volksfrömmigkeit: Die Haarbacher Sänger.

Traditionell und volksfromm gab sich der aus Holzhausen kommende Haarbacher Dreigsang. Im dreistimmigen, aus dem Salzkammergut stammenden „Rorate“, stellten Konrad Eberl, Richard Birnkammer und Gerhard Hofstetter die biblischen Bezüge des Weihnachtsgeschehens über Johannes den Täufer bis hin zu Abel dar. Das Lied „Jetz is hoit Winter wordn“ beschrieb gefühlvoll die winterliche Pause der Natur und wie auch der Mensch in diesen Tagen „s‘ Herzladl zuamacht“. Ein Mann, ein Instrument, aber unzählige Klangfarben: Roland Moser führte die Zuhörer mit seiner Steirischen Harmonika regelrecht zur Meditation, den Bass als Klangteppich oder als synkopischen Akzent einsetzend, die Melodien sensibel und doch zur rechten Zeit mit kreativen Verzierungen gespickt.

Raffinesse trifft auf Virtuosität: Das Quartett Maier-Riemer.

Mit einem ausgereiften und tiefgehenden Ausdruck erzählte die Hoizbach-Musi auf musikalische Art berührende Geschichten. Sehr dynamisch und fordernd dabei schon zu Beginn die „Anklöpfelweise“ mit Sabine Gruber und Christine Haas am Hackbrett, Bettina Götz an der Harfe und Werner Gruber am Kontrabass auf höchstem Niveau musizierend.Das Quartett Maier-Riemer beeindruckte einmal mehr durch Virtuosität und den unverwechselbaren Charakter seiner Stücke, in denen eindeutig die Raffinesse des Arrangeurs Egon Maier zum Vorschein kam. Im wiegenden Dreivierteltakt wurden die Cantus firmi immer wieder verschiedenen Instrumenten zugeordnet, meisterhaft ausgeführt von Silvia Maier an der Violine, Egon Maier am Akkordeon, Sabine Riemer an der Zither und für den indisponierten Wolfgang Riemer sehr empathisch von Werner Gruber an der Gitarre begleitet.

Tiefgehender musikalischer Ausdruck: Die Hoizbach-Musi.

Eine Vorahnung auf den festlichen Glanz der Feiertage brachten die Lindenthaler Bläser in den Saal. Mit raumfüllendem Klang, aber auch in den Pianostellen überzeugend, setzten Christoph Renner (Tenorhorn), Constantin Maurer (Tuba), Franziska Gruber (Flügelhorn), Leonhard Riemer (Trompete) und Simon Reiterer (Bariton) fulminante Anfangs- und Schlusspunkte des gut eineinhalbstündigen Programms, das von Musikwartin Sabine Riemer zusammengestellt wurde und für das es am Ende minutenlangen, dankbaren Applaus von den Zuhörern gab. Weihnachtliche Vorfreude, konnte sie doch froh und erleichtert vom Neustart des kulturellen Lebens nach der Pandemie berichten, stand auch Sabine Gruber im Gesicht, als sie im Namen der Lindenthaler-Vorstandschaft die Gäste, unter ihnen Bürgermeisterin Karin Kienböck-Stöger, die Kreisräte Renate Hebertinger, Dr. Franz Lichtnecker und Kurt Vallée sowie Gemeinderat Andreas Holzer, willkommen hieß.